Der Mythos vom Nichtwissen
13. Juni 2012
Vortrag im Rahmen des Konstanzer Kulturwissenschaftlichen Kolloquiums
Prof. Dr. Nico Stehr ist Inhaber des Karl-Mannheim-Lehrstuhls für Kulturwissenschaften an der Zeppelin University Friedrichshafen.
Die Polarisierung von Wissen und Nichtwissen oder Unwissen ist in der Moderne zu einer Art Leitdifferenz geworden. Dennoch, so möchte ich in einer soziologischen Kritik dieser Positionen zeigen, ist es theoretisch und praktisch-empirisch unproduktiv, auf einem Entweder/Oder zu beharren und auf Nichtwissen als Gegensatz von Wissen zu verweisen. Dieser Kontrast führt uns nur in den Abgrund des arbiträren, falschen und ebenso langweiligen Gegensatzes von rational und irrational oder den gegenstandslosen Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Zweifellos gibt es signifikante Asymmetrien von Wissen als Ergebnis sozialen Handelns von Individuen und Gruppen. Wissen repräsentiert ein Kontinuum. Wissen ist kontextspezifisch. Das man nicht alles wissen kann und wissen muss, ist eine anthropologische Konstante. Es ist überhaupt keine andere Gesellschaft denkbar. Die eigentlich brisante soziologische Fragestellung ist deshalb, wie man in der Gesellschaft – unter verschiedenen Rahmenbedingungen – mit der Asymmetrie von Wissen umgeht.
Mi, 13. Juni 2012, 18 Uhr s.t.
Universität Konstanz, Raum Y 311
Kontakt
Judith Zwick judith.zwick[at]uni-konstanz.de